Ein ganz besonderer Apfelbaum
14. März 2019
Friedrich Ziegler ist schon jahrelang mit unserer Einrichtung verbunden und geht jede Woche ehrenamtlich mit je einer Gruppe vom Standort Kaitle und vom Standort Gurtweil am Nachmittag spazieren. So kennt er sich bestens aus auf dem Schlossgelände in Gurtweil und kam auf die Idee, dem Garten, in dem er regelmäßig spazieren geht, einen ganz besonderen Apfelbaum zu schenken: einen so genannten Korbiniansapfel (KZ-3).
Links Friedrich Ziegler, Foto: Corinna Baumgartner
Was hat es mit dieser Apfelsorte auf sich?
Es ist eine ganz alte und vor allem geschichtsträchtige Sorte. Sie wurde im Jahr 1944 im Konzentrationslager Dachau zwischen Baracken von Pfarrer Korbinian Aigner gezogen. Als Sohn eines Großbauern interessiert sich Korbinian Aigner schon früh für die Apfelkunde und weiß schon als Schüler, dass er Pfarrer werden möchte. Den Nationalsozialismus lehnte er als Katholik und Traditionalist von Anfang an ab und weigerte sich z.B. zu Reichstagswahlen die Kirchenglocken zu läuten. Strafversetzt äußerte er sich nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler so: „Ich weiß nicht, ob es Sünde ist, was der Attentäter im Sinne hatte. Dann wäre halt vielleicht eine Million Menschen gerettet worden.“ Nach dem Verrat durch Gemeindemitglieder kommt er erst ins Gefängnis und schließlich ins KZ. Dort zieht er heimlich aus Apfelkernen Sämlinge und lässt Apfelpflänzchen aus dem KZ schmuggeln. Wenige Tage vor Kriegsende flüchtet er aus dem KZ und starb 1966 in Freising.
Friedrich Ziegler: „Dieser Baum soll ein Andenken sein an einen Menschen, der in einer Zeit lebte, in der er für seine Überzeugung sehr gelitten hatte. Ich dachte das Gelände der Caritas mit dem religiösen Hintergrund ist hervorragend dafür geeignet.“
Wir danken Herrn Ziegler ganz herzlich für diesen besonderen Apfelbaum und freuen uns schon auf die ersten Blüten, die nach dem Einpflanzen durch das Gartenteam sicher nicht lange auf sich warten lassen!
Corinna Baumgartner
Projektmanagement